September 2020

Der Blog-Beitrag zum Brillengentleman PODCAST:

Augen Auf Beim Premium Kauf

Es gibt ein Wort, dass uns förmlich umgibt und auf das man ständig trifft. Ganz sicher ist es auch Dir schon begegnet, das Wort Premium.

Es gibt Premiumprodukte und Premiummarken, dieses Wort ist heutzutage bei so vielen Dingen als Zusatz vorhanden, selbst bei Brillengläsern ist es zu finden. Doch warum sind so viele apicht darauf etwas anbieten zu können, das Premium ist? Dieser Gedanke hat mich nicht losgelassen und auch neugierig gemacht. Darum habe ich mir diesen Begriff und seine Verwendung einmal etwas genauer angeschaut und das was ich dann entdeckt habe, ist etwas anderes als ich eigentlich erwartet hatte.

Lieber Hören statt lesen?

Episode 4 - Brillengentleman Podcast

Augen auf beim Premium Kauf

Premium wohin man schaut

Was sagt der Duden zu diesem Begriff?

So vieles ist heute „Premium“, aber was steckt eigentlich hinter diesem Begriff, der uns so vertraut scheint und bei dem wir uns so sicher fühlen? Schauen wir doch einmal, was der Duden dazu sagt? Der Blick auf die Duden Website verrät uns folgendes zu diesem Wort:

Premium 

Bedeutung: von besonderer, bester Qualität

Synonyme zu Premium:  hochwertig, sortiert

 

Ich kann Dir leider nicht genau erklären warum das Wort „sortiert“ mit aufgeführt wurde, doch alle anderen Begriffe decken sich mit unseren Erwartungen, oder?

Von besonderer, bester Qualität und hochwertig lesen sich doch prima!

Damit bestätigt sich doch, daß wenn wir ein Produkt auswählen und kaufen, dass für sich selbst in Anspruch nimmt ein Premium-Produkt zu sein, dann handelt es sich dabei um etwas von besonderer bzw. von bester Qualität. Das ist doch super und unsere Zweifel sind aus dem Wege geräumt.

 

Eine Definition wäre nett

Okay, so schnell sollten wir uns vielleicht mit diesem Rückschluss nicht zufrieden geben, dass wäre auch etwas zu einfach, findest Du nicht?

Darum habe ich noch ein wenig recherchiert. Im Mittelpunkt meiner Recherche stand die Frage:  „Wie lassen sich zwei oder mehr Premiumprodukte aus dem gleichen Bereich mit einander vergleichen?“ Mein Grundgedanke war so einfach wie simpel und sicherlich auch gut nachzuvollziehbar: „Wenn das Wort Premium wie ein Gütesiegel genutzt wird, um uns zu signalisieren, das es sich bei dem Produkt um etwas von besonderer Qualität handelt. Dann müsste es doch auch eine Art Leitfaden oder Definition geben, die Beschreibt wann dieser Begriff genutzt werden darf bzw. wann das Produkt die Eigenschaften für ein Premium-Produkt erfüllt hat.“

Ganz einfach zusammengefasst, etwas das Dir und mir zeigt, wann ein Produkt als Premium-Produkt angeboten werden kann.

Doch nach stundenlanger Suche war diese Definition einfach nicht zu finden. Entweder ist sie gut versteckt oder es gibt sie so nicht. Aber umso tiefer und zeitintensiver sich meine Rechechere gestaltete, desto mehr Artikel kamen zu tage, die in eine ganz  andere Richtung gingen.

 

Das erste Staunen

Wie zum Beispiel einen Artikel mit dem Titel: „Was macht ein Bier zum Premium-Pils?“

In diesem  Artikel steht unter anderem geschrieben: „der Begriff Premium, mit dem erstmals in den 60er Jahren ein Bier etikettiert wurde, ist jedoch nicht als Qualitätssiegel zu verstehen“. Etwas weiter im Artikel ist dann noch zu lesen: „Premium ist keine offizielle Bewertung durch eine neutrale Instanz, sondern vielmehr ein Marketing-Kniff.“

Diese Aussagen in dem Artikel schon etwas erstaunt und verwundert zurück gelassen.

Wie er ist kein Qualitätssiegel?

Und noch viel schlimmer, ist dieser tolle Begriff wirklich nichts weiter als geschicktes Marketing?

 

Premium- Mittelmäßigkeit?

Ich recherchierte weiter und ein Artikel der FAZ gewann meine Aufmerksamkeit, in dem es um „Premium-Mittelmäßigkeit“ geht.

JA…….. Du hast richtig gehört, Premium-Mittelmäßigkeit.

Da stellt sich doch gleich die Frage: „Wie kann es denn Premium-Mittelmäßigkeit geben, wenn dieser Begriff laut Duden doch für eine besondere Qualität und Hochwertigkeit stehen soll?“

Dem Artikel zu folge beschreibt Premium-Mittelmäßigkeit ein Phänomen, dass dort mit einigen Beispielen beschrieben wurde. Ein Beispiel hierfür ist die Einführung der Premium-Economy-Klasse im Flugzeug. Der Autor schrieb:

„Nachdem die Sitze der Economy-Klasse aus Effizienzgründen so eng gestellt werden, dass man kaum einen Flug ohne Wadenkrampf überlebt, wird die früher selbstverständliche Beinfreiheit als Premium-Produkt verkauft. Gleichzeitig ist „Premium-Economy“ein Trostpreis für Abstiegsangst geplagte leitende Angestellte: Man ist jetzt Economy, aber dort immerhin ganz vorn.“

In dem Artikel gab es noch ein paar solcher Beispiele, die ein anderes Licht auf diesen Begriff werfen. Denn so genutzt, steht er nicht mehr für das Beste Produkt das man erhalten kann. Im genannten Beispiel der Flugzeugklasse, wäre die Premium-Economy natürlich besser als die normale Economy Klasse, jedoch gebe es über ihr mindestens die Business Klasse und mitunter sogar die First Class, also die Erste Klasse.

Spannend oder? So verliert das Premium tatsächlich den Glanz des Besten und reiht sich höherwertig verpackt irgendwie doch nur in der Mittelmäßigkeit ein.

Ich hab noch ein drittes Beispiel für Dich, dass einen weiteren interessanten Aspekt zu diesem Wort hinzufügt.

 

Premiumprodukt vs. Premiumprodukt

Dieses im Internet gefundene Beispiel kommt passenderweise direkt aus der Augenoptik.

Vorab sei gesagt, dass ich alle Namen in diesem Beispiel verändert habe, denn als Gentleman möchte ich niemanden schlecht machen, das gehört sich nicht.

Das Beispiel lautet wie folgt:

„……… bei „Optik H. Musterbrille“ verwenden wir ausschließlich das Premium-Gleitsichtglas „Superblick“ und garantieren Ihnen damit den größtmöglichen Sehbereich, *den der Hersteller* „Traumbrillengläser“ *anbietet*.

Auffällig bei diesem Beispiel ist der Zusatz „den der Hersteller ……….. anbietet“.

Es könnte demnach also Gleitsichtgläser anderer Hersteller geben, die einen noch größeren Sehbereich bieten, als die Gleitsichtbrillengläser von diesem Anbieter.

Dies deckt sich wieder mit dem vorhin erwähnten Punkt, das dieser Begriff nicht als Qualitätssiegel zu verstehen ist und ich auch keine Definition gefunden habe.

Kurz zusammengefasst bedeutet das: Dass die Premium-Gläser von Hersteller A, vielleicht gerade einmal gute Durchschnittsgläser bei Hersteller B wären, weil er noch hochwertigere und qualitativ bessere Gläser anbietet. Vielleicht sind die Gläser von Hersteller A bei Hersteller C sogar nur die günstigen Einstiegsgläser, weil er noch höherwertige Brillengläser produziert.

Doch Hersteller A hat dich nicht belogen…… schließlich ist das von ihm angebotene Brillenglas, eines seiner besten oder vielleicht sogar das Beste und Hochwertigste welches er anbietet und somit sein Premium-Brillenglas. Nur im Vergleich mit den anderen Herstellern hat er trotzdem das nachsehen, da sie höherwertiger produzieren können.

 

Die nicht erwartete Erkenntnis

Ich könnte Dir jetzt noch mehr solcher interessanten Beispiele nennen, doch eines wird nach diesen Beispielen schon ganz deutlich, vom Begriff Premium sollten wir uns nicht zu sehr beeindrucken…….. ja sogar täuschen lassen.

Natürlich gibt es die Premiumprodukte und Marken in unserem Alltag, wie zum Beispiel bei Smartphones, Autos oder auch bei der Kleidung, die sich diesen Status aufgrund ihrer hochwertigen Qualität erarbeitet haben und dieses Image zu Recht besitzen.

Doch wie das Brillengläser Beispiel verdeutlicht hat, gibt es selbst bei Premiumprodukten im gleichen Produktsegment deutliche Unterschiede bei den Eigenschaften und dadurch natürlich auch beim Preis.  Da anscheinend jeder seinen Produkten das Wort Premium zustellen darf, ist es wichtig das wir uns über das jeweilige Produkt gut informieren und beraten lassen, um zu erfahren welche Eigenschaften uns dieses Premium-Produkt bietet. Denn nur so lassen sich die jeweiligen Produkte objektiv vergleichen und wir können eine bewusste Entscheidung treffen, welches der Premiumprodukte zu uns passt.

Premium ist halt nicht gleich Premium und daher können wir uns auf dieses Wort als vermeintliches Qualitätssiegel nicht einfach verlassen.

 

Der Autor:

Björn ist Gründungspartner des Optik-Geschäfts Die Brillenfreunde in Hamburg. Seit 2015 ist der gelernte Fluggerätmachaniker und Industriemeister Luftfahrttechnik, auch ein geprüfter Augenoptikassistent. Als kreativer Kopf des Teams kümmert er sich federführend um die Social Media Footsteps der Brillenfreunde und ist maßgeblich für ihren einzigartigen Look verantwortlich.